Ein erster Versuch wurde am 3. August unternommen. Am Vortag stand die 023 058-1 neben der 050 622-0 vor dem gut erhaltenen Würzburger Lokschuppen, eine tägliche Kombination in den letzten Dampfjahren. Am nächsten Morgen wurde aber festgestellt, dass die Lichtmaschine der 23 nicht mehr richtig funktionierte. Obwohl sie im Laufe des Tages repariert werden konnte, war wegen der großen Verspätung eine Fotofahrt undenkbar.
Zum Glück bot sich am 20. Oktober eine neue Gelegenheit. Am 19.10 fuhr die 023 058-1 für die NostalgieZugReisen von Hanau über Aschaffenburg, Miltenberg und Wertheim nach Lauda und weiter nach Würzburg mit der 064 518-4 als Schiebelok, sodass nachmittags und abends sogar drei Maschinen im Bw Würburg standen. Doch einen Tag später mit der 23 lief es erneut nicht wie erhofft. Der Tag begann mit dichtem Nebel, aber nachdem dieser sich aufgelöst hatte und die Sonne zum Vorschein kam, schien es, als ob alles doch noch gut ausgehen würde. Doch es kam anders. Am Nachmittag waren zwischen Bad Mergentheim und Satteldorf (kurz vor Crailsheim) zwar zahlreiche Fotohalte eingeplant, jedoch raste der Zug komplett unerwartet non-stop durch.
Trotzdem konnten vor allem die Formsignale in Markelsheim noch gut abgelichtet werden.
Die Baureihe 23 der Deutschen Bundesbahn
Die 1’C1′-Lokomotiven der Baureihe 23 waren mit 105 gebauten Exemplaren die mit Abstand stückzahlenstärkste DB-Neubaulok-Baureihe. Sie waren mit Schlepptendern der Bauart 2’2’T31 gekuppelt.
Zwischen 1950 und 1959 wurden 105 Exemplare der neu konstruierten Baureihe für den mittelschweren Personenzug- und leichten Schnellzugdienst durch mehrere Lokhersteller für die Deutsche Bundesbahn gefertigt. Rahmen, Kessel und Tender waren vollständig geschweißt. Eingebaut wurden zudem ein Zentralschmiersystem für die schwer zugänglichen Teile des Laufwerks und ein Heißdampfregler, der aber später gegen überwiegend den bewährten Nassdampfregler ausgetauscht wurde.
Die Maschinen 23 001 bis 023 und 23 026 bis 052 erhielten einen Oberflächenvorwärmer Bauart Knorr und Gleitlager in den Stangen.
Die Loks 23 024 und 025 dienten als Erprobungsträger für zahlreiche neue Komponenten, u. a. Mischvorwärmer Bauart Henschel, eine Kylchap Saugzuganlage, Wälzlager an Achsen und Stangen und ein verbessertes Führerhaus. Das neue Führerhaus kam ab 23 026 serienmäßig zum Einbau.
Ab 23 053 erhielten dann alle weiteren 23 einen Mischvorwärmer, allerdings der Bauart Heinl, sowie Wälzlager an Achsen und Stangen. Der auffällige Warmwasserspeicher unterhalb der Rauchkammer wurde schon nach kurzer Betriebszeit wieder entfernt und war zum Schluss nur noch funktionslos bei den Maschinen 23 097 bis 105 vorhanden.
Für Wendezugeinsätze im Raum Saarbrücken erhielten zwölf Maschinen dieses Bahnbetriebswerkes eine Wendezugeinrichtung (indirekte Befehlssteuerung).
Die 23 105 wurde im Dezember 1959 von der Deutschen Bundesbahn in Betrieb genommen und war damit die letzte Dampflok, die in der Bundesrepublik Deutschland ihren Dienst aufnahm.
Sie blieb nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst erhalten und wechselte in den Bestand des DB Museums. Sie wurde wie zahlreiche andere Exponate beim Großbrand im Lokschuppen in Nürnberg am 17.10.2005 schwer beschädigt, wird aber zurzeit in Heilbronn wieder restauriert.
Nach vorzeitiger Ausmusterung von 2 Unfall-Loks begann die Abstellung bereits im Oktober 1968, nur neun Jahre nach Ablieferung der letzten Lok. Als letzte Lok wurde 23 023 am 15.12.1975 beim Bw Crailsheim z-gestellt.
Von der Baureihe 23 blieben mehrere Exemplare in teilweise betriebsfähigem Zustand erhalten. In Deutschland gehört die 23 042 der Deutschen Museumsbahn GmbH (Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein). Drei Lokomotiven befinden sich in den Niederlanden, und zwar 23 023 bei der Stoom Stichting Nederland (SSN) und zwei bei der Veluwsche Stoomtrein Maatschappij (23 071 und die 23 076). Die zeitweise auf Leichtölfeuerung umgebaute 23 058 befindet sich seit 2023 im Eigentum der Eurovapor Deutschland in Würzburg.
Quelle: J.U.Ebel, Die Neubau-Dampflokomotiven der Deutschen Bundesbahn, Kohlhammer Edition Eisenbahn, Stuttgart 1984